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"Ich spielte gegen Willem van Hanegem"

Auf meiner Spurensuche nach Chormitgliedern mit einer interessanten Vergangenheit, kam ich auf die Seite des Fußballclubs SC Enschede und entdeckte auf einem Foto Harrie Wiegerink, der Bass unseres Chores. In unserem Interview erzält er von seiner Jugend, in der der Fußball und die Musik (darüber später mehr) im Zentrum standen. Wie sein Vater spielte er viele Jahre für den SC Enschede und das bedeutet, in der Zeit, als er noch in der höchsten Abteilung der Niederlande war. Harrie war bekannt in der Region, denn er spielte auch vier Jahre bei De Graafschap in Doetinchem und dort bekam er 100 Gulden für ein gewonnenes Spiel und 25 Gulden für ein Unentschieden. In dieser Zeit hat er auch noch gegen van Hanegem gespielt, der damals bei Velox aus Utrecht spielte. Nach dem Fußball ist er in die Textilbranche eingestiegen. Durch den damaligen Vorsitzenden De Graafschap kam er in der Abteilung einer Oberhemdenfabrik und diese Branche lag ihm sehr. Danach hat er als Vertreter von Borsumy Wery in Deutschland gearbeitet (in Holland war er Vertreter für Adidas). Nachdem wurde er Verkaufsdirektor von Borsumy Wery, deren Umsatz sich so steigerte, dass die Mitarbeiterzahl von 6 auf 135 anstieg. Harrie und seine Kollegen dachten, was der Betrieb kann, können wir auch und sie haben sich selbstädig gemacht mit einem Textilbetrieb in Aalsmeer. Fast die ganze Welt und vor allem Asien, mit den niedrigen Produktionskosten, wurden oft in Anspruch genommen. Auch Harries Sohn trat in den Betrieb ein, aber für den englischen Markt. Es ging so gut, dass Harrie beschloss, dass Geschäft alleine zu fÜhren. Dies hat er bis zu seinem 60. Lebensjahr gemacht. Harries Sohn hat den Betrieb Übernommen. Harrie hat nun viel Freizeit und geht golfen mit seiner Frau Lidy. Jeden Mittwoch und Samstag trainiert er noch die Jugendmannschaft des SC Enschede. Was viele von uns nicht wussten, ist, das Harrie neben dem Singen, auch noch Gitarre spielen kann. Neben verschiedenen kleinen Bands spielt er auch bei der BB Cabaret Gesellschaft von Gerard und Elly van Tongeren. Mit der Dutch Rocky Skiffel Group trat er im In- und Ausland auf. Nach vielen Jahren hat er sein Hobby wiederentdeckt und spielt nun mit einem seiner drei Söhne zusammen. Harrie hat sieben Kinder im Alter von 6 bis 19 Jahren. Er hat in De Lutte gewohnt, aber ist dann doch wieder nach Enschede zurückgekehrt. Wenn Harrie einen Abend nicht proben kann, dann deshalb, weil sein Club FC Twente spielt und er eine Jahreskarte hat. Zum Schluß sagt er, dann müssen die anderen Bässe mal etwas lauter brummen.

Bennie & Hennie

Aus dem Newsbrief Oktober 2016.

Wir wollen euch gerne Bennie Kleinsman und Hennie de Goei vorstellen. "Warum diese Beiden?", werden Sie sich sicher fragen. Ja, wir wurden darauf aufmerksam gemacht, dass sie zusammen 100 Jahre Mitglied unseres Chores sind. Sie sind Schwager und beide Alt-Polizisten. Auf die Frage, warum sie Mitglied geworden sind, lachen sie; beide haben dieselbe Erfahrung gemacht: Bei ihrer Bewerbung wurden sie zuerst gefragt, ob sie ein Instrument spielen oder ob sie singen können. Ein zusätzlicher Pluspunkt war, wenn man sich auch noch sportlich betätigte. Bennie spielte Fußball und war danach sehr lange Vorsitzender des Vereins Vosta, Hennies Liebe galt dem Jiu Jitsu. So konnte es sein, dass dadurch regelmäßig neue Sänger hinzukamen. Das ist heute leider nicht mehr so. Nach dem Interview sagte Hennie mit einem Augenzwinkern: "Bennie hat auch probiert Karriere bei der Polizeikapelle zu machen, aber da bekam er zu hören, dass er woanders besser trommeln geht." Fast alle Sänger kamen aus Enschede, aber 1968 konnten auch Polizisten aus Hengelo aufgenommen werden. Nach einem Versuch gab der Kommissar von Hengelo seine Zustimmung, dass mit dem Dienstwagen von der Polizeiwache hin- und zurückgefahren werden durfte. Dadurch kamen auf einmal elf neue Mitglieder hinzu. Nur Hennie durfte den Wagen fahren, weil er bei der Verkehrspolizei arbeitete. Die erste schöne Erinnerung geht zurück in die Zeit, als sie zur selben Zeit in Berlin waren wie Präsident Kennedy. Zusammen mit dem 7.th Army Choir (Militärchor), traten sie bei einem Konzert der Berliner Polizei auf. Dieser amerikanische Militärchor kam danach auch für ein gemeinsames Konzert nach Enschede. Sie wurden bei unseren Chormitgliedern untergebracht. Dies ist heute nicht mehr möglich. Für uns bleibt die Erinnerung "lebendig", weil wir noch immer ihr Anfangslied "Hey, look me over" gebrauchen, wenn wir auf die Bühne kommen und das spricht noch jeden an. Zusammen waren sie lange Zeit im Vorstand des Chores. Eine sehr schöne Zeit. Bennie übernahm den Vorsitz von Ben Fros, der mit dem Chor "verheiratet" war. Hennie hat 35 Jahre lang Aufgaben im Vorstand übernommen. Den schönen Füllfederhalter aus dieser Zeit gebraucht er noch immer beim Unterzeichnen von Urkunden. Mit Enthusiasmus erzählen sie über ihr 25 jähriges Jubiläumskonzert mit dem bekannten Pianisten Pim Jacobs als Moderator. Der war so beeindruckt von der Qualität des Chores, dass er es möglich machte, dass der Chor zu einem späteren Zeitpunkt für das Fernsehen aufgenommen wurde. 1989 war die Reise nach Riga; das war etwas Besonderes. Der eiserne Vorhang war noch nicht gefallen und das konnten wir merken. Wir haben die verrücktesten Dinge mitgemacht. Man sah keine Hunde und keine Behinderten, alles wurde versteckt. Zusammen mit den Familien der Chormitglieder haben wir schöne Abende verbracht, manchmal mit vielen Emotionen. Es war eine unvergessliche Erfahrung. Beide haben auch gute Erinnerungen an das 50- jährige Chorjubiläum 1996. Wir haben es geschafft, 80 deutsche Polizeichöre nach Enschede zu holen, die in dem Sängerbund der Deutschen Polizei organisiert waren und ihre Jahresversammlung abhielten. Um Erfahrungen zu sammeln, fuhr unser ganzer Vorstand ein Jahr vorher zur Jahresversammlung nach Bremen. Das war das erste Mal, dass diese Versammlung außerhalb Deutschlands stattfand. Dies war an einem Wochenende in April, mit dem schönsten Wetter der Welt. Beim Empfang gab es traditionell Matjes und Jenever. Der Kongress wurde durch das Valerius Ensemble eröffnet. Wir gaben ein Konzert unter Mitwirkung von Ben Cramer. Das Fest war im Hotel de Wilmersber. Was für ein Erlebnis!! Das Schönste ist, dass bei den deutschen Chören noch immer über dieses Wochenende gesprochen wird. Aber wie sieht es in den Niederlanden aus, sind wir da auch Mitglied bei einer überörtlichen Vereinigung?" Es gibt eine Form des Zusammenwirkens, aber wir wirken da nicht ‚fanatisch' mit, sagt Bennie. Die Freundschaften, die über all die Jahre noch bestehen, kann man auch erkennen, wie bei unserem letzten Wochenende in Mainz und Umgebung. Der Chor hält immer noch fest zusammen; denn wo gibt es noch eine "dritte Hälfte" (gemütliches Beisammensein nach der Probe), so wie wir es machen? Gibt es denn niemals Unstimmigkeiten bei euch? Wie überall gibt es auch bei uns manchmal was, aber das Schöne davon ist, es wird immer in wunderbarer und freundlicher Weise aufgelöst. Unser 70 jähriges Jubiläum steht an." Seid ihr schon aufgeregt?", frage ich. Aufgeregt ist ein großes Wort, aber um alles einzustudieren, das ist eine große Herausforderung. Am 1. November ein neuer Dirigent. Wie findet ihr das? Sie haben kein schlechtes Gefühl, sie sehen "Schwung und einen neuen Elan" und "Lass mal kommen"." Bleibt ihr noch weiter im Chor singen?", ist meine Frage. Sie schauen mich ungläubig an und Bennie sagt: "Bis zu einer Viertelstunde bevor ich sterbe". Hennie schaut ihn an und sagt: "Na, das ist wohl übertrieben, ich denke selber ein halbes Stündchen". Ja, 100 Jahre Mitgliedschaft zusammen, da ist man sicher was gewöhnt.